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Ausstellungen
2017 leerlos: Gruppenausstellung im Eisenturm in Mainz
Fakten
Ben Ce wurde 1971 in Bergen auf Rügen geboren
1991 Facharbeiter für Datenverarbeitung
2010 Künstler
Ben Ce
Ben Ce kommt aus der Matrix. Um diese zu überschreiten und neue Dimensionen hinzuzufügen, hat er die reine Datenverarbeitung hinter sich gelassen. Zuerst war die Fläche, dann der Raum. Agnes Martin wurde erlebt und überwunden, Beuys in Dunkelheit getaucht.
In Fotogrammen, Prägungen und Gitterskulpturen zwingt Ben Ce das Werk in seine Form. Was nicht zerlegbar ist, wird zerlegbar gemacht. Das Organische kommt erst mit der unerbittlichen Strenge der Geometrie zur Geltung.
Veröffentlichungen
Rede zur Ausstellung in Ingelheim
Kultur muss knistern! Kulturberatung Dr. Nieraad-Schalke
www.kultur-muss-knistern.de
Ben Ce ist in der Datenverarbeitung tätig. Dieses Arbeitsumfeld verlangt eine Fokussierung auf logische Prozesse. Computer – und damit auch Computerspezialisten wie Ben Ce – arbeiten überwiegend im Binärsystem, in dem es nur die Ziffern 0 und 1 gibt. Die Welt besteht nur noch aus Gegensatzpaaren: An oder Aus, Ja oder Nein, Wahr oder Falsch, Schwarz oder Weiß.
Ben Ces auf Binärcodes trainierter Blick schafft auch auf künstlerischer Ebene sehr formale, geometrische Arbeiten, die gefüllt sind mit Strukturen. Dieser Effekt wird durch die farbliche Reduktion noch verstärkt. Aus den Drucken, Montagen und Objekten spricht so Ben Ces Faszination für die reine, ja die nackte Form an sich.
Gleichzeitig besitzt diese mathematisch-künstlerische Reduktion – und das mag einige überraschen – eine philosophische Komponente.
Vor 300 Jahren setzte der Pionier des Binärsystems, Gottfried Wilhelm Leibniz, die 0 mit wüster Finsternis und Leere gleich. Der „allmächtigen 1“ entspräche hingegen der Geist Gottes! Die 0 steht so für die Leere, während die 1 Gott symbolisiert: also die „Leerelosigkeit“, von der im Ausstellungstitel die Rede ist. Leibniz stellte zudem richtig fest, dass sich mit Hilfe des Binärsystems jede denkbare Zahl darstellen lässt. Und so öffnen Ben Ces Arbeiten den Blick dafür, dass zwischen 0 und 1 die gesamte Welt liegt.
Aus der Form entsteht alles!
Durch den starken Fokus und die künstlerische Reduktion verliert sich unser Blick in Ben Ces Arbeiten. Diese verweigern uns strikt, ein vertrautes Gefühl für Dimensionen, Perspektiven oder Bezugssysteme zu entwickeln. Immer wieder begegnen uns beispielsweise rätselhafte Gittersysteme. Ben Ce bringt hier künstlerisch zum Ausdruck, was sonst kaum wahrgenommen wird: die Leerstellen zwischen den Begrenzungen.
Leere wird gerade in der Arbeit „WERT-Los“, die Sie hier neben mir sehen, als Befreiung wahrgenommen: Erst durch die Lösung von der begrenzenden Briefmarke kann das vormals starre Gitter ein dynamisches Eigenleben entwickeln. Es kann sich in sich zurückziehen oder völlig ausbrechen. Die entstandene Leere wird so gefüllt mit vermeintlich unendlichen Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten – bis ein unlösbarer, klebriger Klumpen entstanden ist.
Eine besondere Bedeutung besitzt bei Ben Ce das Vorhandensein bzw. das Nichtvorhandensein von Licht. Er geht der Frage nach, welche Rolle Licht und Schatten bei der künstlerischen Schöpfung von Strukturen spielen. Vor allem die fast schwerelose Arbeit „Lichtgitter“ am Fenster im Treppenhaus deutet an, wie Raum nur durch Licht geschaffen werden kann.
Es scheint, als würde Ben Ce fast sinnlich in Formen und Strukturen schwelgen. Und so trotzt er auch den vermeintlich starren Holzschnitten hinter Ihnen fließende, gedärmhafte Strukturen ab, die mit den organischen Skulpturen auf dem Podest in den direkten Dialog gehen. Auch wenn sie zunächst wenig strukturiert wirken, können sie letztendlich in Strukturen zerlegt werden. So verweist Ben Ce mit diesem materiellen und formalen Spektrum auf den unerschöpflichen Reichtum innerhalb der Formensprache.